Kalligraphie

Wenn wir lange genug geübt haben, denken wir nicht mehr an die einzelnen Bewegungen: sie werden zum Teil unseres Lebens. Um diesen Zustand zu erreichen, müssen wir allerdings üben, üben und nochmals üben. Und nochmals und nochmals. Beobachten Sie einmal einen guten Schmied dabei, wie er Stahl bearbeitet. Für das ungeübte Auge wiederholt er die immer gleichen Hammerschläge. Aber wer die Kunst der Kalligraphie kennt, weiß dass die Intensität des Schlages jedes Mal eine andere ist, wenn er den Hammer hebt und senkt. Die Hand wiederholt jedes Mal die gleiche Bewegung, aber während die Hand sich dem Eisen nähert, weiß sie, ob der Hammer es härter oder sanfter berühren muss. So ist das mit der Wiederholung: Auch wenn alles gleich aussieht, ist es jedes Mal anders. Die Kalligraphie ist nicht nur eine Wiederholung der Schönheit, sondern eine persönliche schöpferische Geste. Die grossen Maler wissen: Um Regeln zu vergessen, muss man sie kennen und achten.

Paulo Coelho


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